Die ersten fünf Lebensmonate unserer Mia waren eine Mischung aus rumänischer Straße und Tierheim. Tierliebe Menschen brachten sie und ihre Brüder mit nach Deutschland, wo wir sie auch gleich adoptierten. Sie ist ein kleiner Schäferhund-Mix und war uns von Anfang an sympathisch. Als wir sie für einen ersten Spaziergang aus dem Zwinger holten, stellten wir schnell fest, dass sie nichts kannte und vor allem Angst hatte: Hunde, Autos, hohe Büsche – nur vor uns nicht. Uns mochte sie aus irgendeinem Grund von Anfang an. Schnell entschlossen: Hund muss mit. Klappe zu.
Mia war einfach nur eine Wundertüte: Demodex, Schimmepilz- und Hausstauballergie, Tumor auf der Schnauze, Angst vor Männern und alles, was man sich so wünschen kann.
Wenn man so einen sieben Kilo leichten und stellenweise nackten Hungerhaken vor sich hat, den gesamten Bauch voller Eiterpickel, setzt der Verstand aus. Da wird der paramilitärisch aufgezogene 100kg Mann zum überbesorgten Papa. Dass der Hund da schnell mal selber die Leine in die Hand nimmt, war abzusehen. Und so auch Mia: sie entpuppte sich als kleines Luder. Uns, ihre Menschen liebt sie über alle Maßen und wir können uns keinen liebevolleren und besseren Hund vorstellen, aber lass‘ da mal wen anders den Raum betreten: dann verwandelt(e) sich die Prinzessin in eine wilde Furie, die Mann, Bär und Wildkatze weghaut.
Wenn man sich in einer solchen Situation befindet, der eben noch in der eigenen Hand dahinschmelzende Teppichporsche zum Wolf wird, schnürt sich einem der Hals zu und man ist mit seinem Latein am Ende.
Was also tun? Der Hundetrainer muss ins Haus. Unsere erste selbsternannte Trainerin war absolut nicht unser Fall, da sie Mia direkt als Problemhund einstufte, der die Prägungsphase bereits hinter sich habe und es uns dementsprechend schwer machen werde. Viele schlaflose Nächte folgten.
Doch dann, als alle Hoffnung zu schwinden schien, wir uns mit Mia bereits auf einem einsamen Stück Land fernab jeglicher Zivilisation sahen, kam Rosie, die Angela Merkel der Hundeerziehung: klar, sachlich, bestimmt und eben alles, was wir brauchten. Ich betone: alles, was WIR brauchten: Mia war nur ein unsicherer Hund mit schlechten Erfahrungen, aber WIR haben uns zum Affen machen lassen. WIR waren nicht deutlich, nicht schnell, eben nicht hundegerecht!
Heute ist das anders. Wir sind entspannter, Mia geht es sowohl körperlich als auch psychisch besser und alle beteiligten sehen in eine gute Zukunft.
Was uns Rosie vermittelt hat, kann man in keinem Buch nachlesen: es ist ein Gefühl. Das Gefühl, mit dem Hund verbunden zu sein, Situationen gemeinsam meistern zu können. Kurz: vertraue deinem Hund, vertraue dir.
Einmal die Woche, Samstags, treffen wir uns mit Rosie und den anderen Teilnehmer der Hundeschule, um jenes Gefühl zu festigen. Wir lernen immer etwas Neues über uns, Mia und unser gemeinsames Leben.
Bald fahren wir in den Urlaub, Wandern und draußen Zelten, und wir sind uns sicher, dass wir alle Aufgaben gemeinsam, als Mensch-Hund-Team, lösen können.